Wissenswertes

Verfasst am .

{multithumb}Ein Allgemeiner Überblick über die Geschichte der Feuerwehr

Das Feuer war schon immer ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens. Der Mensch mußte immer darauf achten, daß er das Feuer im Herd hütete und es keinen Schaden anrichten konnte. Die Feuerwehr ist daher aus dem Bedürfnis der Menschen entstanden, Schäden die durch Brände entstehen zu vermindern bzw. zu verhindern.

Vorzeit / Antike

In der Vorzeit standen die Bauten der Menschen relativ isoliert. Entstand ein Brand, so brannte nur eine einzelne Behausung und nicht die ganze Siedlungen nieder. Diese Brände wurden, wenn überhaupt nur von einzelnen Bewohnern bekämpft. Eine organisierte Feuerwehr existierte wohl nicht. Aber schon die alten Ägypter hatten die ersten organisierten Feuerlöscheinheiten.

Die Erfindung der Feuerspritze (Kolbenpumpe) wird dem Mechaniker Ctesibius von Alexandrien (250 v. Chr.) zugeschrieben.

Römerzeit

Die Gründe für eine Weiterentwicklung des Feuerwehrwesens liegen in der zunehmenden Verstädterung und den Fortschritten der damaligen Bautechnik. Im Römischen Reich entstanden viele große Städte, am bekanntesten ist Rom selbst. Die Häuser waren meist mehrstöckig und standen sehr eng beieinander, auch die Gassen waren sehr eng. Vielfach wurden hölzerne An- und Vorbauten an den Häusern errichtet. Obwohl Brandstiftung hart bestraft wurde, kam sie sehr häufig vor. Es gab keine Feuerversicherung, aber bei den großen Bränden leistete der Staat Unterstützung für die geschädigten Bürger.

Etliche Male vernichteten Feuersbrünste ganze Stadtteile von Rom. Allein der Brand im Juli 64 n. Chr. wütete ungefähr zehn Tage und zerstörte drei von 14 Bezirken der Stadt völlig. Sieben weitere Stadtbezirke verwüstete er bis auf ein paar Ruinen. Nach diesem Brand wurden Bauvorschriften erlassen, um die Feuergefahr zu vermindern. Die Straßen wurden breiter, es wurden mehr Plätze angelegt und die Stockwerkzahl der Häuser wurde beschränkt.

Im Jahr 21 v. Chr. wurde eine erste Feuerwehr, bestehend aus 600 Sklaven gegründet. Zur Zeit des Kaisers Augustus folgte dann ein Feuerlösch-Corps, das aus 7 Kohorten zu je 420 bis 600 Mann bestand. Jede Kohorte war für zwei Stadtteile in Rom zuständig.

Die Römer kannten noch keine Schläuche, obwohl sie Meister der Wasserförderung waren. Statt dessen gehörten zur Ausrüstung: Spritzen, Eimer, Leitern, Stangen, Decken, Körbe, Schwämme, Besen, Lappendecken (mit Wasser getränkt zum Schutz der Nachbarhäuser), Einreißhaken, Sägen und Hämmer. In den Feuerlöschkohorten gab es Wasserträger, Spritzenleute, Leute mit Löschdecken und sogar Zuständige für die Beleuchtung am Einsatzort.

Mittelalter

Schon im Mittelalter wurden einige Gemeinden verpflichtet, den Brandschutz aufzubauen. So wurden zuerst die Innungen und Zünfte dazu verpflichtet im Notfall einzugreifen. Eine der ältesten bekannten Feuerordnungen wurde 1086 in Meran aufgestellt. Darin wurde bestimmt, daß die Handwerker die Löschaufgaben wahrzunehmen hatten.

Trotzdem kamen Großbrände, bei denen ganze Stadtviertel abbrannten, sehr oft vor. So brannte zum Beispiel Lübeck allein im 12. Jahrhundert mehrmals ab, Straßburg brannte im 14. Jahrhundert achtmal nieder. Neben Feuern aus Unachtsamkeit und Brandschatzungen in Kriegen, kam es häufig zu Brandstiftungen durch Banden von Mordbrennern. Erst ab dem Ende 14. Jahrhundert brannte es weniger, da ab diesem Zeitpunkt solider gebaut wurde und Stein vermehrt das Holz als Baumaterial ersetzte.


Feuerwehr Nürnberg mit einer Feuerspritze
(Zum Vergrößern anklicken)

Im 13. und 14. Jahrhundert griffen die ersten Feuerlöschverordnungen. Diese bestimmten z.B., daß abends ab einer bestimmten Zeit alle Feuer ausgemacht werden mußten. Dies wurde vom Nachtwächter kontrolliert. So wurde unter anderem auch geregelt, daß Wein- und Wasserträger bei Feuer sofort mit ihren Eimern Wasser zur Brandstelle bringen mußten. Es wurden Nachtwachen eingerichtet, die Feuer in der Stadt zu melden hatten. In den Kirchentürmen wurden Türmerstuben eingerichtet. So gab es im Wiener Stephansdom bereits seit 1444 einen, von der Stadt bezahlten Türmer, der mit der Glocke einen Feueralarm geben konnte. Tagsüber mußte er eine oder mehrere rote Fahnen schwingen, in der jeweiligen Richtung, in der die Brände lagen, in der Nacht schwenkte er Laternen. Diese Feuerwache gab es im Stephansdom sogar bis 1955.


Vermehrt wurden Wasserschöpfstellen durch Pumpwerke ständig mit Wasser versorgt. Auch erste, künstlich angelegte Löschteiche entstanden in den Orten.

Als Ausrüstung standen Ledereimer, Wasserfässer und Feuerhaken zur Verfügung. Erst ab dem 14. Jahrhundert gab es wieder einfache Spritzen, nachdem diese, nach dem Ende des Römischen Reiches zunächst in Vergessenheit gerieten. Diese Spritzen wurden lediglich mit Eimern gespeist, da Schläuche noch nicht erfunden waren.

Neuzeit


Historische Feuerspritze
(Zum Vergrößern anklicken)

Im 17. Jahrhundert wurde dann der Schlauch erfunden, der zuerst aus genähtem Leder angefertigt wurde, später wurde das Leder vernietet. Darüber hinaus wurden manche Feuerwehrmänner seit dem späten 17. Jahrhundert mit alten Militärhelmen ausgerüstet. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden erstmals Hanfschläuche eingesetzt, die aber erst 100 Jahre später zuverlässig im Feuerwehrdienst genutzt werden konnten, nachdem sie mit einer Gummi-Einlage versehen wurden. Es wurden auch erstmals Feuerknechte in den Feuerlöschverordnungen verankert, so daß von den ersten Berufsfeuerwehren gesprochen werden kann.

Es gibt mehrere Feuerwehren in Deutschland, die für sich beanspruchen, Deutschlands "älteste freiwillige Feuerwehr" zu sein. Eine davon ist die Feuerwehr der Stadt Saarlouis im Saarland. Sie wurde 1811 von den damaligen Besitzern der Stadt, den Franzosen gegründet. Im jenem Jahr, kurz nachdem in dem Nachbardorf Fraulautern ein großer Brand ausgebrochenen war, wurde auf Beschluß des Magistrats der Stadt Saarlouis die bestehende Feuerlöscher-Kompanie durch den Oberbürgermeister Renauld zur freiwilligen Feuerwehr umorganisiert. Allerdings war Saarlouis damals eben französisch.

Die Freiwillige Feuerwehr von Durlach, heute ein Stadtteil von Karlsruhe, erhebt ebenfalls den Anspruch, die älteste in Deutschland zu sein. Sie wurde 1846 von Stadtbaumeister Christian Hengst gegründet, ihre Mitglieder rekrutierten sich hauptsächlich aus dem örtlichen Turnverein. Die Wehr wurde mit einer modernen Feuerspritze des Heidelberger Ingenieurs Karl Metz ausgestattet, die bereits 1847 beim Brand des Karlsruher Hoftheaters effektiv eingesetzt werden konnte. Dieses Ereignis brachte der Freiwilligen Feuerwehr deutschlandweite Beachtung und eine Welle von Nachahmungen setzte ein.

Neuere Erkenntnisse belegen jedoch, daß nicht Durlach, sondern Meißen in Sachsen die älteste freiwillige Feuerwehr Deutschlands mit Gründungsjahr 1841 beheimatet.


Dampfspritze von 1910
(Zum Vergrößern anklicken)

Älteste deutsche Berufsfeuerwehr: Am 16. Januar 1851 wurde in Berlin ein gewisser Scabell zum Leiter der ersten Berufsfeuerwehr Deutschlands ernannt. Er kommandierte insgesamt 971 Löschkräfte, die über die seinerzeit modernsten Handdruckspritzen und Geräte verfügten und in den damals modernsten Methoden geschult waren.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden noch Handpumpen, sogenannte Feuerspritzen verwendet, die von Pferden an die Einsatzstelle gezogen wurden. Die Handpumpen wurden später durch Pumpen ersetzt, die mit einer Dampfmaschine betrieben wurden, den sogenannte Dampfspritzenwagen. Nach Beginn der Motorisierung wurden die Pumpen mit Benzinmotoren betrieben, die auf LKW geladen wurden. So entstanden die ersten Feuerwehrfahrzeuge.

Deutschland ab 1918

Nach dem ersten Weltkrieg entstanden die Grundlagen für das moderne Feuerwehrwesen. Einheitliche Vorschriften wurden erlassen und die Fahrzeuge wurden verbessert und vielfältiger. Es wurde in Bestimmungen und Vorschriften festgelegt, wie sie auszusehen haben und verwendet werden sollen.

Besonders im Dritten Reich erfuhr die Entwicklung der Feuerwehr einen Schub. Am 01. März 1937 wurde angeordnet, daß die Feuerwehrfahrzeuge in tannengrün zu lackieren sind. Die Feuerwehren wurden reichsweit ab dem 23. November 1938 der Polizei unterstellt. Die Berufsfeuerwehren wurden in Feuerschutzpolizei umbenannt. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden zu technischen Hilfstruppen der Polizei, behielten aber die Bezeichnung Freiwillige Feuerwehr. Daneben entstanden militärische Feuerwehreinheiten, der sog. Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD). 1940 wurden einheitliche Bauvorschriften für Fahrzeuge erlassen, wobei zwischen 3 Löschfahrzeugen unterschieden wurde: Leichtes, schweres und großes Löschgruppenfahrzeug. Mitte 1942 folgte aus Kostengründen die Anordnung, daß alle Fahrzeuge in schwarzgrau-matt ausgeliefert werden sollen. Da selbst das Material für die Fahrzeuge zu teuer wurde, ging man z.T. dazu über, Preßspanplatten und Hartkarton für die Aufbauten zu verwenden. Ab Ende 1943 wurde wegen allgemeiner Materialknappheit auf die Lackierung gänzlich verzichtet, die Fahrzeuge wurden lediglich in gelb-grau-matter Grundierung ausgeliefert.

Ein weiteres Problem des Feuerschutzes war, daß wenig Mannschaft vorhanden war, da die Männer an der Front kämpfen mußten. Obwohl Frauen bei der Feuerschutzpolizei und Freiwilligen Feuerwehr nicht zugelassen waren, gab es sogenannte Feuerwehrhelferinnen bei den Feuerwehren. (Vgl. hierzu auch die Chronik der Feuerwehr Untergriesbach auf Seite 7) Viele der Frauen kamen vom BDM (Bund Deutscher Mädel). Die Schlagkraft der Feuerwehren war trotzdem eher schwach, da es in zunehmendem Maße auch an Ausrüstung fehlte.

Übrigens: Das Blaulicht geht auf eine Luftschutzverordnung aus dem Jahr 1933 zurück. Wegen der angeordneten Verdunkelung (Luftschutzmaßnahme) mußten Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge anstatt mit weißem Licht mit blauer Beleuchtung ausgerüstet werden. Mit einem Runderlass vom 7. Mai 1938 hat der "Reichsführer der SS und Chef der Deutschen Polizei und Feuerlöschpolizei" ein einheitliches Warnzeichen und generell blaues Kennlicht für die Dienstfahrzeuge der Polizei und der Feuerlöschpolizei eingeführt. Erst 1956 wurde das blaue Dauerlicht durch das blaue Blinklicht ersetzt.

Das Martinshorn wurde als einheitliches Warnzeichen ebenfalls ab 7. Mai 1938 bei Feuerwehrfahrzeugen verwendet und ersetzte das bis dahin übliche Glockensignal.

Deutschland ab 1945


LF 16-TS „Rundhauber“
(Zum Vergrößern anklicken)

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele der bis vor kurzem und teilweise auch immer noch verwendeten Feuerwehrfahrzeugtypen entwickelt. Hierzu zählen die Löschgruppenfahrzeuge, Tanklöschfahrzeuge, die Drehleitern, Rüst- und Gerätewagen. Aus Erfahrungen bei Wald- und Flächenbrände wurden größere oder geländegängigere Tanklöschfahrzeuge und Schlauchwagen entwickelt. Eine Besonderheit stellte das LF 16-TS dar, das noch heute bei zahlreichen Freiwilligen Feuerwehren stationiert ist und aus dem Katastrophenschutzbudget des Bundes finanziert wurde. Besonders in Anbetracht des Kalten Krieges und der Gefahr einer Auseinandersetzung mit atomaren Waffen wurden aber auch ABC-Abwehrkomponenten vom Bund gefördert, was heute jedoch rückläufig ist.

Im Laufe der Zeit änderten sich die Anforderungen an die Fahrzeuge, so daß immer neue und auch größere Typen entwickelt wurden, die sich aber auch immer mehr ähnelten: Löschgruppenfahrzeuge erhielten eine Schnellangriffseinrichtung und einen Wassertank, Tanklöschfahrzeuge erhielten Geräte zur Technischen Hilfeleistung.

Deutschland ab 2000

Um den Überblick zu behalten und den Einsatzwert richtig einschätzen zu können wurde im Jahr 2005 damit begonnen, neue Normen für Feuerwehrfahrzeuge zu entwickeln, die weniger Fahrzeugtypen als bisher als normungswürdig anerkennen. Ziel ist eine Vereinheitlichung der Fahrzeuge. Durch diese Vereinheitlichung des Fahrzeugbestandes soll die teilweise gravierende Kostenexplosion bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen gemindert werden. Allein durch Normungsvereinheitlichung konnte dieses Ziel jedoch nicht erreicht werden.

Im Februar 2011 legte das Bundeskartellamt das sogenannte "Feuerwehrfahrzeuge-Kartell" auf dem Deutschen Markt offen und verhängte gegen die Hersteller Rosenbauer, Iveco-Magirus, Ziegler und Schlingmann Bußgelder in Höhe von insgesamt 68 Mio. Euro.

Die in Bayern aktuell am häufigsten anzutreffenden Feuerwehrfahrzeuge sind Tragkraftspritzenfahrzeuge (TSF), Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeuge (HLF), Tanklöschfahrzeuge (TLF), Drehleitern (DLK), diverse Gerätewagen (GW), sowie Mannschaftstransport- und Mehrzweckfahrzeuge (MTW, MZF).
Größere freiwillige und die Berufsfeuerwehren setzen in den letzten Jahren vermehrt auf Wechselladerfahrzeuge. Für verschiedene Einsatzzwecke müssen dadurch nur ein Fahrzeug und mehrere, im Vergleich zu Einzelfahrzeugen kostengünstigere Abrollbehälter (AB) angeschafft werden. Insbesondere für selten benötigte Einsatzmittel bietet sich diese Lösung an (z.B. AB-Schaum, AB-Dekon, AB-Strahlenschutz, AB-Schlauch etc.).

Die größten Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen in Deutschland sind derzeit die Firmen Iveco-Magirus, Metz, Ziegler, Schlingmann und die österreichische Rosenbauer-Gruppe. Daneben besteht noch eine Vielzahl kleinerer, regionaler Aufbauhersteller wie z.B. Furtner & Ammer, Gimaex-Schmitz, Lentner oder BAI.


Dieser Artikel basiert, soweit nicht anders angegeben, auf den Veröffentlichungen Geschichte der Feuerwehr und Feuerwehrfahrzeuge in Deutschland aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Eine Liste der Autoren ist dortabrufbar.

Dort finden sich auch weiterführende Links, welche genauere Angaben zu den einzelnen Fahrzeugen beinhalten.

Drucken